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Temporärer Richtungswechsel

Nach einigen Monaten des Schweigens habe ich endlich wieder viel zu berichten! In den letzten Sommermonaten war ich ohne Camper unterwegs, aber ich unternahm dennoch einige wunderschöne Bergwanderungen. Dabei lernte ich auch interessante neue Menschen kennen und gründete mit ihnen sogar einen Gemeinschaftsgarten in Luzern. Diese Entwicklung erfüllt mich mit großer Freude, da ich gerne im Garten arbeite und mein eigenes Gemüse anbaue. Es bringt mich der Vision eines Selbstversorgers einen Schritt näher.

Als der Camper den Geist aufgab

Als wir Mitte Juni mit dem Camper Richtung Engstlensee fuhren, hatten wir mit dem Camper einige hundert Meter vor dem Tagesziel mitten auf einer engen und steilen Bergstrasse eine Panne. Der Motor fing an komische Geräusche zu machen, was mich dazu bewog anzuhalten. Als ich dies tat, fing vorne vom Motorenraum her, an Rauch aufzusteigen. Zuerst dachte ich es sei Rauch, was mich nervös machte und mich ins Handeln brachte, doch als ich ausstieg, stellte ich rasch fest, dass der weisse Rauch nur Dampf war. Auch hörte ich, dass Flüssigkeit unter dem Camper auf die Strasse plätscherte. Da wir mitten auf einer Bergstrasse standen, setzte ich mich wieder hinter das Steuer und manövrierte  den Camper zurück zur nächsten Ausweichstelle, wo wir die Warn Blinker anliessen und uns auf eine Planänderung einstellten. Während dem ich da sass und überlegte wie weiter, musste ich feststellen, dass um uns herum zirka 20 Kühe weideten. Dies machte die ganze Situation kompliziert, da diese Kühe sehr neugierig waren und den Camper innert kürzester Zeit umzingelten. Lenny und Minuk schauten aus dem Fahrerhaus und bellten wie zwei Verrückte die Kühe an, die mit ihren Nasen schon die Seitenfenster berührten. Ihr Gebelle schaukelte die Energie in mir hoch, was mein Puls schneller schlagen liess. Ich entschloss  Aktiv zu werden und nach draussen zu gehen, um die Kühe vom Auto fernzuhalten. Es blies ein starker Wind draussen und ein Gewittersturm schien im Anmarsch zu sein. Währendem ich probierte, die Kühe auf Abstand zu halten, damit sie das Auto mit ihren Hörnern nicht verkratzten, probierte Sibylle die Hunde im Camper zu beruhigen, was ihr gut gelang. Über den Motorraum wollte ich dann herauszufinden, was da genau passiert ist. Ich spürte in meinem Rücken neugierige Blicke der Kühe und ihr lautes schnaufen, währendem ich im Motorraum nach dem Fehler suchte. Nachdem ich dies aufgegeben hatte, stieg ich wieder ins Auto und rief meine Reiseversicherung an, um einen Abschleppdienst zu rufen. Schliesslich klang der Motor ziemlich komisch und die viele Flüssigkeit, die auf die Strasse lief, den ich als Kühlflüssigkeit einordnete, verhiess nichts Gutes. Da wir eine Stunde auf den Abschlepper warten musste, hüpften wir nach hinten in den Wohnraum, liessen die Heizung an, stellten das Dach hoch und assen erstmals was. Währendem es kuschlig warm wurde im Camper, probierte ich über verschiedene Bulli Forums im Internet herauszufinden, was da so schrecklich im Motor klang und wieso der Camper so viel Flüssigkeit verloren hat. Relativ schnell entdeckte ich Threads von VW T5 Eigentümer, die ähnliches schilderten. Nach dem Durchlesen all dieser Threads, hatte ich das Gefühl, beim Camper war die Wasserpumpe undicht und deshalb verlor er die ganze Kühlflüssigkeit. Was das komische Geräusch angeht, dass der Motor machte, wenn man ihn anliess, war ich mir aber nicht so sicher.

Als der Abschleppdienst uns erreichte, stieg ein netter Mann aus, mit sympathischen Berner Dialekt. Er schaute sich den Motorenraum an, stellte uns einige Fragen, kroch unter das Auto und meinte danach, dass die Wasserpumpe sehr wahrscheinlich defekt sei und deshalb die komplette Kühlflüssigkeit ausgelaufen sei. Was das komische Geräusch anbelangt, meinte er, könnte auch die Wasserpumpe der Auslöser gewesen sein, da sie vielleicht auch klemmte. Er verlangte von mir, ich solle den Camper wenden, damit wir ihn einfacher auf sein eher kleines Abschleppauto laden könnten. Er wollte mein Camper deshalb wenden, weil er beim Bergauf aufladen angst hatte, dass sein Auto kippen könnte, was für mich Sinn ergab. Ich fragte ihn aber  kritisch, ob es sinnvoll wäre den Camper in diesem Zustand nochmals anzulassen und zu bewegen, was er mit "Ja, für die paar Meter ist es kein Problem." beantwortete. So setzte ich mich hinters Steuer, lies den Motor an, was ziemlich kratzig klang und setzte ihn in Bewegung. Es tat mir emotional richtig weh mein Camper so zu hören, aber weil ich dem Abschleppdienst vertraute, machte ich weiter. Wenige Meter weiter oben war eine enge Kurve, wo ich  den Camper zu wenden begann. Leider würgte ich ihn beim Wenden ab und als ich ihn wieder anlassen wollte, drehte der Motor leer durch, während dem ich die  Zündung drehte. Ich stand quer in der Strasse und hoffte das nächstens kein Auto aufkreuzte. Der Abschlepper stieg aus seinem Wagen wieder aus, der weiter unten bei der Ausweichstelle, wo ich vorher gestanden war, parkiert hatte und meinte, "Och, jetzt hat es auch noch den Zahnriemen verjagt!". Ich dachte mir in diesem Moment nichts dabei, da ich gestresst war und einfach nur das Fahrzeug weg von der Strasse haben wollte. Es schlich sich, nachdem er dies gesagt hatte, zunehmend  ein ungutes Gefühl in meine Magengrube ein. Er stieg wieder in sein Auto, setzte rückwärts an und fuhr ganz nahe an mein Fahrzeug heran. Die neugierigen Kühe, die dabei immer wieder sehr nahe an uns kamen, verscheuchte er nicht so wie ich, mit lauten Geräuschen und klatschende Hände, sondern kickte ihnen einfach ins Hinterteil, was ich sehr fragwürdig fand und mich sauer stimmte, da dies in meinen Augen Misshandlung von Tieren ist. Mit der Seilwinde zog er mich aus der Kurve heraus. Nachdem er sein Fahrzeug wieder weiter unten an der Strasse platziert hatte, rollte ich den Camper vorsichtig auf sein Abschleppauto. Die hinteren Räder standen noch gerade so auf der Rampe, als er die Rampe mit der Hydraulik wieder hoch liess. Nachdem mein Camper auf seinem Fahrzeug befestigt war, fuhren wir Richtung Meiringen los, wo er seine Garage hat. Vor der Garage durften wir eine Nacht im Camper übernachten, wofür wir sehr dankbar waren. An diesem Abend telefonierte ich noch mit meinem Freund Dylan von Ride2xplore, der viel Erfahrung als Auto Mechaniker sammeln konnte. Er meinte, es sei fahrlässig vom Abschleppdienst gewesen, mir die Anweisung zu geben, das Fahrzeug zu bewegen, nachdem er festgestellt hatte, dass die Wasserpumpe sehr wahrscheinlich defekt war. Dies, weil ein Mechaniker wissen müsste, dass in diesem Zustand ein Fahrzeug zu bewegen tödlich für den Motor ist, sobald die Wasserpumpe blockiert. Denn, wenn die Wasserpumpe blockiert und der Motor läuft, der Zahnriemen reisst und dadurch einen Motorschaden entsteht, indem die Kölbe auf die Ventile einschlagen. Anhand davon, was ich Dylan schilderte, meine er, meinen Motor hätte sicherlich einen Motorschaden erlitten. Ich hoffte natürlich, dass dies nicht so ist und nur die Wasserpumpe defekt war. Das ungute Gefühl, dass ich hatte, nachdem der Abschleppdienst sagte: “Och, jetzt hat es auch noch den Zahnriemen verjagt!“, kam jetzt wieder hoch. Ich probierte diesem Gefühl nicht zu viel Raum zu geben und genoss den Abend mit Sibylle bei einem Glas Rotwein. Am nächsten Tag schickte meine Reiseversicherung uns ein Taxi, denn uns zurück nach Luzern brachte. Der Camper blieb in Meiringen und wurde einige Tage später von einem Transportunternehmen abgeholt und zur AMAG in Buchrain gebracht. Ich wählte diese Werkstatt, da wir zwei Wochen nach dieser Panne, Ferien eingegeben hatten und diese mit dem Camper geniessen wollten. Da die AMAG eine grosse Werkstatt hat, dachte ich mir, dass die sicher Kapazitäten haben, das Fahrzeug innert diesen zwei Wochen zu reparieren und Reisefertig zu machen.

Neue Herausforderungen

Nachdem mein Camper bei der AMAG abgeladen wurde, dauerte es nicht einmal 24 Stunden und schon bekam ich ein Anruf von einem Techniker der AMAG. Leider bewahrheitete sich Dylans Prognose und somit war es offiziell, dass mein Camper einen Kapitalen-Motorschaden hatte. Der Schaden der Panne bevor der Abschleppdienst mir die Anweisung gab das Fahrzeug zu bewegen, belief sich schätzungsweise auf zirka 1500.- Schweizer Franken. Mit dem Wechsel der Wasserpumpe und dem Zahnriemen wäre das Problem gelöst gewesen. Doch der Schaden, den mein Camper hatte, als er bei der AMAG abgeladen wurde, belief sich auf zirka 14500.- Schweizer Franken. In mir kam wieder das ungute Gefühl hoch, denn ich schon mal hatte. Da ich am Anfang dieses Jahres schon einmal knapp 6500.- Schweizer Franken für Reparaturen am Camper und Service ausgab, sah ich schwarz, wenn ich daran dachte, wie ich diese hohen Reparaturkosten stemmen sollte. Mit dem Techniker am Telefon redete ich über den Ablauf der Panne und schnell war klar, dass aus seiner Sicht der Abschleppdienst, mit seiner fahrlässigen Anweisung an mich, klar schuld an diesem Motorschaden hatte. Nachdem ich meine Perspektive von diesem Fall mit weiteren mir bekannten Mechaniker besprochen hatte, war für mich klar, dass ich den Pannendienst auf diesen Umstand  aufmerksam machen musste. 

 

Zuerst habe ich eine Reklamation bei meiner Versicherung platziert. Nachdem dies nichts genutzt hat, habe ich mich bei Abschleppdienst persönlich gemeldet. Er meinte, er sei nicht daran Schuld und dieses Vorgehen sei bei ihnen üblich. Spannend ist, dass alle andere Mechaniker, die ich befragte, meinen, er habe fahrlässig gehandelt. Nachdem auch bei diesem Gespräch kein für mich zufriedenes Ergebnis daraus gekommen war, habe ich einen Anwalt kontaktiert. Der hat es geschafft das die Betriebshaftpflicht Versicherung vom Abschleppdienst eingeschaltet wurde und ein Fahrzeug Experte zur Abklärung eingeschaltet wurde. Nachdem dieser ein Gutachten erstellt hat, hat die Versicherung die Kostenübernahme abgelehnt. Dieser Prozedere hat zirka vier Monate gedauert. In der Zwischenzeit habe ich bei Sibylle in der Stadt Luzern wohnen dürfen, wofür ich ihr und den WG Mitbewohner sehr dankbar bin! Nachdem die Versicherung abgelehnt hat, habe ich die Reparatur meines Campers angeordnet und die Kosten voraussichtlich selber übernommen, in dem ich Geld ausleihen konnte. Seit wenigen Tagen habe ich meinen Camper zurück und ich kann wieder in ihm wohnen. Der Anwalt leitet jetzt alles ein, damit wir mit der Versicherung und Abschleppdienst vor den Friedensrichter gehen. Falls dabei keine Einigung entsteht, muss ich mir überlegen, ob ich sie anzeigen möchte und sie vor die nächste gerichtliche Instanz ziehen möchte. Sollte es schlussendlich so rauskommen, dass ich auf den Reparatur-, Anwalts- und Gerichtskosten hängen bleibe, verkaufe ich den Camper und schlage einen neuen Lebensstil ein, damit ich all die Kosten decken kann, mit dem Erlös.

The Tent Life

Nachdem wir den Camper abgeben mussten, entschieden wir uns weiterhin Zeit in der Natur zu verbringen. Wir hatten für unsere Sommerferien geplant, mit dem Camper in die Berge zu fahren und dort wandern zugehen, um so, noch mehr von der Schweiz kennenzulernen. Jetzt wo er weg war, überlegten wir uns, wie wir das weiterhin tun könnten, ohne das tägliche nachhause fahren nach Luzern. Da wir diese Corona-Maskerade nicht mittragen, sind Hotels oder ähnliche öffentliche Angebote für uns nicht infrage gekommen. Alternative Angebote zu finden, die auch Hunde erlauben, ist gar nicht so einfach. So haben wir entschieden uns ein Zelt zu kaufen, wo wir alle vier gemeinsam Platz drin finden. Nachdem wir dieses gekauft hatten, zogen wir als Erstes los ins Tessin. Diese erste Mehrtages Tour machten wir im Centovalli, mit dem Ziel, einer Zeltübernachtung neben der Corte Nuovo Hütte. Nachdem wir mit dem Auto ins Tessin gefahren sind, gewannen wir zu Fuss die ersten Höhenmeter mit einer kleinen Gondelbahn, die uns nach Monte di Comino brachte. Die kleine Vierer Gondel fuhr zwischen hohen Bäumen steil den Hang hoch. Manchmal überwand sie hohe Distanzen über Fels Absätzen, wo es mir unwohl dabei wurde. Nach langer Zeit keine Gondel mehr fahren, musste ich mich an solche Fahrten wieder gewöhnen. Oben angekommen war es sehr ruhig um die Gondelstation und das warme Licht der Sonne schien flach durch die Wälder an die Weiden. Von der Station aus liefen wir mit den 12 bis 15 Kilogramm schweren Rucksäcke zur Kapelle Madonna della Segna, um unsere Wasservorräte aufzufüllen, da wir nicht wussten, ob wir in der Corte Nuovo Hütte Wasser nachtanken könnten. Wir liefen an einige Tessiner Häuschen vorbei, wo der eine oder andere Mensch draussen sass und sitzend auf einem Stuhl die Ruhe genoss oder irgendwas am Haus tat.

Während dem Sibylle ihr Flasche im Brunnen mit dem kühlen Quellwasser füllte, warf ich einen Blick in diese schöne alte Kapelle, die gleich neben an war. Eingebettet in einer Waldlichtung wirkte sie mystisch auf mich und mit ihrem Tessiner Baustil ziemlich rustikal. Ich spürte eine friedliche Energie als ich sie betrat und die kühle Luft im inneren, kühlte meinen durch das Wandern erhitzten Körper wieder runter. Gleichzeitig hörte ich das Vogelgezwitscher, das von den zahlreichen Vögeln kam, die in den Bäumen sassen, nur noch leise im Hintergrund, als ich in der Kapelle drin war. Ich schaute mich herum und bestaunte im Kerzenlicht, von den Kerzen, die die vorherigen Besucher hier angezündet hatten und brennen liessen, die schlichten Wandbilder an der Decke. Ich genoss für wenigen Minuten die Ruhe in der Kapelle und ließ mich auf die Energie in ihr ein. Als Sibylle bei der Tür stand und reinschaute, bemerkte ich sie und wusste, dass ich mich auch zum Brunnen begehen sollte, um meine Wasserflasche und die von Lenny und Minuk aufzufüllen. Nachdem ich das kalte Quellwasser eingefüllt hatte, schulterten wir wieder unsere Rucksäcke und wanderte weiter. Obwohl wir eher spät im Tag zur Wanderung gestartet waren, hatten wir noch genug Zeit, um die Hütte im Tageslicht zu erreichen. Der Wanderweg führte uns durch Wälder mit einigen Kastanienbäumen, die von der tief stehenden Sonne beleuchtet wurde und dann wieder durch Weiden, wo wir Berge und Täler um uns herum bestaunen konnten, die von diesem schönen Licht angeschienen wurden. Immer wieder hielten wir an, um die Umgebung zu bestaunen und etwas zu trinken. Obwohl es schon spät Nachmittag war, war es sommerlich warm. Auf dem Weg zur Corte Nuovo Hütte führte uns der Weg immer wieder hoch und runter über verschiedene Hügel. Nicht lange, nachdem wir an einer Lichtung standen und sahen wie nahe die Hütte noch in Luftdistanz war, ging es wieder einige Höhenmeter runter, meist in den Wald, bevor es wieder zum nächsten Hügel steil hochging. Da solch schwere Rucksäcke für uns ungewohnt waren, fanden wir diese Wanderung zur Hütte ziemlich anstrengend und machten viele Pausen dabei.

Als wir bei der Hütte ankamen, sassen einige Menschen auf der Terrasse, die gerade die Aussicht genossen. Wir legten, glücklich darüber unser Tagesziel erreicht zu haben, unsere Rucksäcke ab und wechselten einige Worte mit denen, die sich auf ein Schwätzchen einliessen. Lenny brach ziemlich schnell das Eis mit seinem freudigen Wedeln und das tanzen um die Beine der Menschen. Mich wunderte es, dass so viele Menschen hier oben waren ohne jegliche Ausrüstung dabei zu haben um draussen zu übernachten. Wir erfuhren dann aber, dass die kleinere von den beiden Hütten eine Selbstbedienung Übernachtungs-Hütte ist. Eintritt bekommt man mit dem Öffnen des Zahlenschlosses an der Tür, den Code dazu bekommt man, wenn man den Eigentümer kontaktiert, der auf einem Infoblatt an der Tür die Kontaktdaten hinterlassen hat und bezahlt wird zB. per Twint oder per Kasse vor Ort. Die Hütte ist innen zwar nicht so gross, hat aber das nötigste um eine kuschelige Nacht drinnen zu verbringen. Platz haben zirka 10 Menschen auf dem Massenschlag, der im ersten Stock liegt und man über eine rustikale Holzleiter erreicht. Im Erdgeschoss ist eine kleine eingerichtete Küche, einen Tisch um zusammenzukommen, ein Kachelofen um zu heizen und im Eingangsbereich Platz um den Rucksack, Schuhe und Jacken zu deponieren. Es hat einige kleine Fenster, die ein bisschen Tageslicht hereinlassen. Da diese Fenster aber so klein sind, ist es eher dunkel in der Hütte. Die sichtbaren Holzbalken an der Decke geben der Hütte einen rustikalen Touch. Die Balken sind schon ziemlich alt und deswegen auch ziemlich dunkel. Toiletten sind ausserhalb in Form eines TOITOI WCs, wenige Meter entfernt und hinter einem Gebüsch versteckt. Nachdem wir uns mit den Menschen, die hier schlafen, ausgetauscht haben, suchten wir einen ebenen Platz in der Nähe, wo wir unser Zelt aufbauen konnten. Die Auswahl an ebene Flächen war, ausser um die zwei Hütten herum nicht so zahlreich und da wir nicht gleich auf der Terrasse der Übernachtungs-Hütte schlafen wollten, da dieser Platz für die Gäste der Hütte reserviert ist, stellten wir das Zelt schlussendlich nach Absprache mit den Menschen, die vor Ort waren, hinter der verlassenen Hütte auf. Nachdem wir das Zelt aufgestellt hatten, nutzen wir nebst dem letzten Tageslicht den Windschatten der Hütte und die Steine, die an dieser Wand aufgetürmt waren, um unser Kocher in Betrieb zu nehmen, um was Warmes zu uns zu nehmen. Während dem ich das Wasser für die zwei Outdoor Fertiggerichte aufkochte, machte Sibylle das Essen für die Hunde parat, die sehnsüchtig danach warteten. Auch eine kleine Weinflasche hatte Platz in unseren Rucksäcken gefunden, denn ich für das Abendessen öffnete. In der Zwischenzeit wurde es immer dunkler und ich lief noch kurz auf eine Anhöhe, um ein schönes Bild von der Hütte und der Umgebung in der Abenddämmerung zu machen.

Als wir mit dem Abendessen begannen, war die blaue Stunde schon fast vorbei und die vielen Sternen am Nachthimmel wurden Minute für Minute sichtbarer. Im Kerzenlicht der Kerze in der Dose, die Sibylle mitgebracht hatte, assen wir gemeinsam das Nachtessen und genossen dabei ein Glas Wein. Das Essen war nicht gerade ein Genuss, da diese Fertiggerichte gewöhnungsbedürftige sind. Wir hatten aber Hunger und deswegen waren die Portionen  trotzdem schnell weg. Um die Ecke hörten wir das Gelächter der Nachbarn und auch das Knistern des Holzes, das auf der Outdoor Feuerstelle der Hütte brannte. Es war windstill und dementsprechend sehr angenehm um draussen zu sitzen und den Sommerabend zu geniessen. Wenn es mal still wurde, hörte man nur noch ganz leise das wilde treiben von Locarno, dass im Meer von tausenden von Lichter im Tal schien und die Grillen, die in den Weiden waren. Wir beobachteten wie einige weisse grosse Vögel lautlos wenige Meter vor uns am Hang entlang flogen. Immer wieder drehten sie ab und zogen so ihre Kreise knapp über dem Boden entlang. Vielleicht waren sie auf der jagt, nach grillen. Auch Lenny und Minuk horchten auf und beobachteten die Vögel ganz genau. Ob es Eulen waren?

Die Geburt ins neun Leben

Das Vogelgezwitscher draussen holte mich sanft aus der Welt der Träume. Es war schon ziemlich hell und es machte den Anschein, dass die Sonne bald aufgehen würde. Ich schaute an die Innenwand des Aussenzeltes und beobachtete wie die Kondenstropfen an der Zeltwand entlang Richtung Boden liefen. Irgendwie hatte das Beobachten des Wassers was Beruhigendes. Auch die Insekten, die aussen am Netz vom Innenzelt krabbelten, beobachtete ich entspannt. Spannend, was alles für Insekten die Wärme, die wir im Zelt zu viert produzierten, suchten, um über Nacht an der Wärme zu sein. So kam es mir jedenfalls vor. Lenny und Minuk waren auch schon wach und zeigten ihre Freude am beginnenden Tag, indem sie über uns liefen, uns am Gesicht ableckten und energisch mit ihren Ruten wedelten. In letzter Zeit kommt mir morgens beim Erwachen oft der Gedanke, jeder Tag ist wie einen in sich abschliessendes Leben. Jeder Morgen, wenn ich erwache, die Geburt in den neuen Tag und wenn ich schlafen gehe, der Tod. Was mir dies sagen möchte, ist mir noch nicht richtig bewusst. Vielleicht, dass ich den Tag so geniessen soll, ob er mein letzter in diesem Körper ist? Ich kroch aus meinem Schlafsack und zog die Kleider an, die ich am Abend parat gelegt hatte. Sibylle verkroch sich wieder in der Dunkelheit ihres Schlafsacks, als ich mit den Hunden nach draussen ging, um die ersten Sonnenstrahlen des Tages zu begrüssen. Ich streckte mich draussen zuerst mal durch und holte einige tiefe Atemzüge, um meinen Körper mit dem Sauerstoff dieser wunderschönen Umgebung zu sättigen, bevor ich die Kamera aus dem Rucksack holte, um einige Fotos von der Morgenstimmung zu machen. Ich lief wieder zur Anhöhe, wo auch die Schweizer Fahne wehte, um die schöne Sicht mit den Hütten zu haben. Einige Zeit verging bis die Sonne sich über den Bergspitzen zeigte. Bis es so weit war, beobachtete ich Lenny und Minuk und was sonst so gerade um uns herum geschah. Als die Sonne dann über den Bergspitzen hervorkroch und die ersten Sonnenstrahlen die Landschaft wie auch mein Gesicht berührten, zauberte es ein Lächeln in mein Gesicht. Die Kamera hatte ich schon parat gelegt, um die erste Sonnenstrahlen, die die Landschaft um mich herum in ein schönes Gemälde verwandelte, zu fotografieren.

Als die ersten Sonnenstrahlen dann auch das Zelt berührten und der Tag immer heller wurde, kam auch Sibylle aus dem Zelt, um dieses Naturspektakel zu erleben. Ich ging wieder zurück zum Zelt, da ich meine Fotos gemacht hatte und Energie aufgetankt hatte und fing an das Wasser mit dem Kocher aufzuheizen, um einen Tee aufzugiessen. In der Zwischenzeit verschwand Sibylle hinter dem Haus, um nach Lenny und Minuk zu schauen. Die waren zwischenzeitlich im Wald verschwunden, um die Umgebung auszukundschaften. Von den anderen Menschen, die im Haus geschlafen hatten, war noch kein Lebenszeichen wahrnehmbar. Wir probierten nicht zu viel Lärm zu produzieren, da es gerade mal 6:30 Uhr morgens war. Mittlerweile waren Lenny und Minuk wieder in der Nähe, da Sibylle wieder um die Ecke kam. Kaum war der Beutel mit dem Hundefutter geöffnet, kamen sie aber schon angesprungen und forderten ihr Essen ein. Mit ein bisschen Wasser legten wir ihr Trockenfutter ein, damit sie auch genug Flüssigkeit bekamen und nachdem wir es einige Minuten ziehen gelassen hatten, gaben wir es ihnen. Nachdem wir alle gefrühstückt hatten, fingen wir an das Zelt zusammenzupacken und alles in die Rucksäcke zu verstauen. Geplant war wieder zurück zum Auto zu wandern über eine steile Route, die hauptsächlich im Wald verlief. Mittlerweile war die Sonne weit über dem Horizont und es wurde immer wärmer. So beschlossen wir loszulaufen.

Miteinander, Füreinander, Gemeinsam

Als ich mich im Juni für ein Treffen mit einigen Menschen über den Verein Graswurzle anmeldete, der im gleichen Monat erst gegründet wurde, ahnte ich nicht, in welche Richtung dies alles sich noch entwickeln würde. Ich meldete Sibylle und mich an, ohne zu wissen, ob sie auch mitkommen möchte. Wenige Wochen vor dem Treffen erzählte ich dann Sibylle davon und sie reagiert interessiert auf das Treffen. So erzählte ich ihr, dass ich uns beide angemeldet habe, was sie freute. Vor Ort war zwar niemand dabei, denn wir aus dem Alltag kannten und doch fühlten wir uns von Anfang an akzeptiert und verbunden. Wir wussten, dass dies alles Menschen aus der Zentralschweiz waren und in gewissen Thematiken ziemlich ähnlich gesinnt sind wie wir. Wir wurden dann von verschiedenen Mensch herzlich willkommen geheissen und umarmt, was uns sehr glücklich machte. An diesem Treffen gab es einen grossen Tisch mit Essen & Trinken wo jeder was dazu beigetragen hatte. Das Essen und Trinken auf diesem Tisch war so divers und bunt, dass ich gleich hunger bekam als ich studierte, was da alles so aufgetischt wurde. Wir verbrachten einen wundervollen Sommerabend, mit viel Gelächter und ganz viele spannende Gespräche. Nach dem Abendessen haben wir angefangen uns bewusst mit Menschen, die vor Ort waren zu vernetzten, die in der Nähe wohnen wie wir. Jemand nahm zb. alle Kontaktdaten von denen auf, die in der Stadt Luzern leben, da waren auch Sibylle und ich mit dabei. Dies, um zu einem späteren Zeitpunkt ein Treffen zu organisieren, nur mit den Menschen aus der Stadt Luzern, um Projekte lokal und regional aufzubauen.

Aus diesen weiteren Treffen ergab sich dann unser erstes Projekt, denn Gemeinschaftsgarten. Diesen haben wir in Kriens auf dem Land eines Bio Bauers gegründet, wo wir in Zukunft unsere Nahrung selber anbauen. Nachdem wir ein Konzept zusammen erarbeitet haben und die Werte zusammengetragen haben, die wir leben, fingen wir auf dem Feld an. Nach einigen Treffen sind wir jetzt sogar so weit, dass wir einen gemeinnützigen Verein gründen wollen, der inspiriert ist vom Verein Urig Altdorf. Dieser lebt Werte, die wir auch gemeinsam Leben möchten und  haltet die Autonomie wie auch die Eigenverantwortung  und die Gemeinsamkeit hoch.

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